Mauliwurfi

Liebe Eltern und liebe Emil-Freunde! Ab sofort gibt es eine neue Kategorie auf Emils Webseite: Geschichten zum Vorlesen. Diese Kurzgeschichten sind zeitlich vor Emils großen Abenteuern angesiedelt, als er noch mit seiner Mama im Moor leben mußte. Ihr dürft sie Euch kostenlos von dieser Seite kopieren. Sie sind als Gute-Nacht-Geschichten gedacht, können aber einfach auch so gelesen und / oder gesammelt werden. Also viel Freude mit der Geschichte vom kleinen Mauliwurfi.

Emil lag an diesem Novembertag wieder einmal auf der großen Sumpfwiese. Es war ein grauer und kalter Tag. Nebel strich übers Land. In weiter Entfernung hörte er ein paar Krähen rufen. Mit seinen scharfen Drachenaugen spähte er über den Boden, aber weit und breit war kein Tier zu entdecken. Sie schlafen bestimmt alle noch, dachte er, und gerade als unser Drachenkind aufstehen und davonwatscheln wollte, spürte er unter sich ein gewaltiges Beben. Emil schob sich etwas zurück und sah, wie sich vor ihm ein Erdhaufen aufwarf.

 

Was ist denn das, fragte er sich und legte seinen Kopf vor den Haufen. Und wie er so in Gedanken versunken war, flog ihm plupps auch schon ein Stückchen Erde auf die Nase. Emil schüttelte sich und wollte gerade mit der Drachenkralle die Erde beiseite kratzen, als sich ihm ein winzigkleiner, schwarzer Kopf entgegenstreckte.

 

„Huch, wer bist du denn?“ fragte Emil den kleinen Burschen, der keine Augen und Ohren zu haben schien. Seine Nase war fast so spitz wie die einer Maus, und er war auch so groß wie eine.

 

„Ich? Ich bin Mauliwurfi. Und wer spricht da mit mir?“

 

„Ich bin Emil! Du kannst mich wohl nicht sehen?“

 

„Nein. Ich habe keine Augen und meine Ohren sind eher klein. Trotzdem kann ich dich gut hören. Aber wer bist du denn? Bist du ein Dachs?“

 

„Nein, kein Dachs. Ich bin ein Drachen!“

 

„Ein Drachen? Von so einem Tier habe ich noch nie etwas gehört.“

 

„Ja, wir leben auch sonst nicht in Mooren oder auf Wiesen, eher in Höhlen.“

 

Und Emil erzählte Mauliwurfi, warum er sich mit seiner Mama in diesem Moor verstecken mußte. Der war darüber ganz traurig.

 

„Ich hätte mich auch versteckt, aber du hast wenigstens noch eine Mama. Meine Mama habe ich beim Graben verloren und jetzt finde ich sie nicht wieder.“

 

„Das ist schlimm, aber vielleicht kann ich dir ja helfen?“

 

„Wie willst du denn das machen? Siehst du irgendwo Erdhügel?“

 

Emil erhob sich und streckte den Hals lang aus. Aber wie er sich auch anstrengte, er konnte keine aufgeworfenen Haufen erblicken.

 

„Nein, ich kann nichts sehen,“ sagte er schließlich und legte sich wieder zu dem kleinen Maulwurf nieder.

 

„Wir graben lange und tiefe Gänge, da findet man keinen so leicht.“

 

„Vielleicht stoßen wir auf einen Onkel oder eine Tante von dir?“

 

„Das ist nicht so gut, denn meine Onkel und Tanten teilen ihr Essen nicht gern. Sie sind sogar ausgesprochen unhöflich. Ich werde wohl alleine bleiben müssen.“

 

Traurig rieb sich der Maulwurf mit seinen großen Grabehänden den Kopf und hätte er Augen gehabt, hätte er bestimmt geweint.

 

„Nein, du bist nicht allein!“ fauchte Emil mit seiner rauhen Drachenstimme.

 

„Ich bin auch noch da! Laß uns Freunde sein! Ich bin oft hier. Fauch, schmauch, Drachenzahn! Die Wiese ist so groß, da kannst du graben und Haufen aufwerfen, wie es dir gefällt.“

 

Mauliwurfi kratzte sich verlegen mit seiner rechten Grabehand an der Stirn.

 

„Dann bist du mein erster Freund?“ fragte er leise.

 

„Ja, Emil der Drachen ist dein Freund!“

 

Mauliwurfi packte vor Freude einen großen Erdklumpen und warf ihn hoch in die Luft.

 

„Hurra!“ rief er laut. „Ich habe einen Freund!“