Wenn es dem kleinen Emil langweilig wurde, erzählte seine Mama ihm Geschichten von Drachen. Hier ist nun so eine Geschichte: Lava, die Drachenmutter, mußte nicht lange nachdenken.
„Es gibt viel mehr lustige Geschichten über Drachen als traurige, mein Kind, und die lustigsten Geschichten habe ich mit meinem Onkel Egon erlebt.“
„Ich habe einen Onkel Egon?“ fragte Emil erstaunt und neugierig zugleich. „Das ist wirklich ein lustiger Name.“
„Eigentlich hat Onkel Egon drei Namen, denn er hat drei Köpfe.“
„Drei Köpfe?“, rief Emil, „das geht ja noch. Hätte er sechzig Köpfe, wie der Drachen Vielkopf könnte man sich die vielen Namen doch gar nicht merken.“
„So ist es. Also, Onkel Egon heißt noch Erwin und Elmar. Er ist eine echte Frohnatur, stets gut gelaunt, frißt nur Rüben und Wurzeln und tut keiner Fliege etwas zu leide. Doch Onkel Egon lebt allein in seiner viel zu großen Höhle und alle Versuche, eine Drachenfrau für ihn zu finden, schlugen bisher fehl. Dabei ist Onkel Egon, Erwin und Elmar ein hübsches Kerlchen, kräftig gebaut, dunkelgrün, ein verwegener Flieger und Taucher und überhaupt … Aber wenn es ums Heiraten geht …“ Die Drachenmutter verzog ihr hübsches Drachengesicht zu einem Grinsen.
Das Bild hat wieder Steffen Grosser gezeichnet!
„Das verstehe ich nicht“, fragte Emil und kratzte sich verlegen auf der Drachennase. Seine Mama lachte. „Nun, wenn sich denn einmal eine Drachenfrau vor seiner Höhle verirrt hatte, fragte Egon immer seine beiden Brüder, wie sie die holde Drachenbraut wohl fänden. Grundsätzlich lehnte Onkel Erwin immer ab. Anders Onkel Elmar, der immer nur ‚Joo‘ sagte und so ging das hin und her. Sagte also Onkel Egon: ‚Mir gefällt sie‘, entgegenete Onkel Erwin stets: ‚Mir gefällt sie nicht‘. Dann sahen beide zu Onkel Elmar und fragten: ‚Und wie gefällt sie dir? Und jedes Mal erhielten sie zur Antwort: ‚Joo‘!“
Der kleine Emil lachte und lachte und auch seine Mama lachte und beide lachten so lange und so laut, daß ihnen Drachentränen flossen.
„Joo!“ fauchte Emil und verdrehte die Augen.
„Joo!“ fauchte auch seine Mama. „Ach ja, Emilchen, der gute Onkel Egon lebt heute immer noch allein. Joo!“