In der Höhle des schlafenden Drachen – eine Leseprobe

Liebe Drachenfreunde! Bald erscheint der 2. Band der Emilsaga. Aus diesem Grund gibt es hier schon einmal eine kleine Leseprobe. Sie spielt in der Drachenhöhle. Viel Spannung beim Lesen wünscht Euch Euer Drachenritter Michael!

Gegen Mittag erreichte die bunt zusammengewürfelte Truppe aus dem Ziegenherzchen mit ihrem Hirsch, den Rabenvögeln und dem ausgehungerten Wolfsrudel den Fuß eines felsenreichen Berges. Fenrirs feine Nase witterte sofort den Eingang der Höhle am eisigen Luftzug, der ihm entgegenströmte. Das Ziegenherzchen sprang vom Rücken des Hirsches und zog aus ihrem Ränzelchen ein Feuereisen und Zunder hervor. Schnell fand es ein trockenes Stück Holz und entzündete es.

Die Wölfe zogen sich bei diesem Anblick heulend zurück, denn sie fürchten das Feuer. Aus diesem Grund hatten sie auch vor dem Drachen Emil, dem großen Feuerspucker, wie sie ihn nannten, tiefsten Respekt.

Nun brach das Mädchen noch den Zweig einer Kiefer ab und hielt ihn abwägend in der Hand. Man kann ja nie wissen, wozu so ein Stachelstöckchen noch gut sein kann, dachte es. Als das Ziegenherzchen die Höhle betrat, strömte ihm ein magischer Lichtglanz entgegen.

Doch wie erschrak es, als es zu seiner Linken einen Berg großer Knochen gewahr wurde. Beim näheren Betrachten erkannte das Mädchen, dass es sich um das Skelett eines gewaltigen Bären handelte, der vor Urzeiten hier gestorben sein musste. Einen solch beeindruckenden Höhlenbär, der gefürchtete Wächter und Bewohner der Höhle, gab es lange nicht mehr und war den Menschen nur noch aus Märchen bekannt.

Das Mädchen ging langsam weiter. Es verspürte keine Angst, wohl aber Furcht. Je weiter es in die Dunkelheit vordrang, umso beträchtlicher wurden die felsgewölbten Hallen der Höhle, von deren Decken wundervolle, grottesk gestaltete Felsmassen herabhingen. Die Kleine hielt inne und lauschte und es kam ihr so vor, als hörte sie ein Bächlein fließen. Nach hunderten von Schritten entlang bizarrer Höhlenwände stieß sie schließlich auf eine Grotte, in deren Mitte ein See ruhte, der von einem aus der Wand hervorbrechenden Quell gespeist wurde.

Hast du dich hier irgendwo zum Schlafen niedergelegt“, fragte sich das Mädchen. „Doch wo genau finde ich dich?“

Plötzlich erzeugte sein brennender Ast einen neuen Lichtglanz und zeigte ihm eine Nebenhöhle, die wunderbar rot aufleuchtete. Erschrocken taumelte das Kind zurück, als es den Kopf des Drachen erkannte, der auf der Erde schlummerte. Das Tier, seine Höhle und die schattenhaften Wesen, die von der Fackel erzeugt wurden, wirkten furchteinflößend. Würde die Kleine nicht wissen, dass Emil zu den guten Drachen gehörte, würde der schauerliche Anblick ungeheure Angst auslösen und sie zur Flucht drängen.

Das Ziegenherzchen ging um Emil herum und bestaunte seine Größe. Er ist bestimmt fünfmal größer als ein Ochse, dachte es. Ach was, zehnmal größer! Wie soll ich ihn nur wecken? Rufen? Sie rief seinen Namen so laut sie konnte, immer wieder, doch Emil blieb reglos und schlief.