Emil und die Libellenkönigin

Liebe Drachenfreunde! Endlich gibt es wieder eine neue Emilgeschichte zum Lesen! Viel Freude damit! Ihr dürft die Geschichte auch von der Webseite kopieren und sammeln.

Der kleine Emil liebte es im Moorsee zu planschen. Manchmal lag er aber auch nur still und unbeweglich im flachen Wasser, so, wie man es von den Krokodilen kennt. Dann beobachtete er ganz genau seine Umwelt, besonders die Tiere, die ihn umgaben. Eines Tages, es war im Sommer, umflog eine große blaugrüne Libelle Emils Kopf.
Der kleine Drachen rührte sich nicht, denn er wollte das zarte Wesen nicht verschrecken. Die Libelle hingegen hatte Emil natürlich schon lange entdeckt. Sie fürchtete den im Wasser liegenden Drachen aber nicht und landete auf seiner Nase. Emil war erstaunt. Noch nie hatte er so nahe eine Libelle gesehen! Aber das Allermerkwürdigste war, daß sie in so vielen Farben schimmerte, obwohl sie auf den ersten Moment blaugrün schien.
„Du bist aber klein“, dachte Emil und als ob die Libelle seine Gedanken hätte erraten können, stupste sie den Drachen mit ihrem Rüssel an. Das war kein sonderlich harter Stoß, aber Emil tauchte sicherheitshalber erst einmal unter. Die Libelle indessen hob von Emils Nase ab und flog flach über den See.
Nach einem kurzen Augenblick tauchte Emil wieder auf und sah der Libelle nach. Sie hat sogar vier Flügel, dachte er, wie wundervoll! So klein, so zerbrechlich und doch so schnell und wendig.
Emil schwamm der Libelle hinterher, aber egal in welche Richtung er ihr folgte, die Libelle war ihm immer ein Stück vorraus. Blitzartig konnte sie Haken schlagen, im Zickzack herumsausen, ja sogar rückwärts fliegen! Emil hielt inne und lag wieder still.
Plötzlich landete eine andere Libelle auf seiner Nase.
„Du bist ja noch kleiner, als die andere!“ sagte Emil leise, um das Tierchen nicht zu erschecken, und sah fasziniert auf ihr weißes Gesicht.
„Ja, das bin ich“, antwortete die kleine Libelle, „und die große Libelle eben, das war unsere Königin!“
„Wirklich?“ fragte Emil erstaunt.
„Ja,“ antwortete die kleine Libelle mit der weißen Nase, „sie wollte unbedingt wissen, wer der riesige neue Bewohner des Moorsees ist.“
Und mit diesen Worten flog auch sie davon.
„Ich bin Emil, der Drachen“, rief er hinterher, „und ich bin ein Freund aller Tiere!“
„Das wissen wir!“ kam es leise zurück und es schien, als ob es alle Libellen des Sees summten.
Emil schwamm zu seiner Mama und erzählte ihr von der Libellenkönigin.
„Mama“, fragte er schließlich, „eines verstehe ich nicht. Für mich war die Libellenkönigin so klein, aber die kleine Libelle hielt sie für groß, mich sogar für riesig. Aber wenn ich riesig bin, warum nennst du mich dann immer mein Kleiner?“
Die Drachenmutter schmunzelte. „Ach, Emilchen, das ist eine schwere Frage. Klein ist nicht immer klein und groß nicht immer groß. Selbst der größte Drachen ist im Vergleich zu einem Vulkan klein. Mag die Libellenkönigin für dich klein sein, für ihr Volk ist sie groß. Oft werden die Kleinen unterschätzt und wenn man auch glaubt, sie ärgern zu können, so kann der Stich einer kleinen Libelle doch sehr schmerzhaft sein. Aber mein Kind, merke dir eines: Entscheidend ist nicht die Größe eines Lebewesens, sondern ob es ein gutes Herz hat.“
Emil schmiegte den Kopf an den Leib seiner Mutter.
„Morgen suche ich die Libellenkönigin“, dachte er, „und sage ihr, wie schön sie ist!“